Bio-Anbau als Perspektive

Damit KleinstbäuerInnen in Armenien eine Chance haben ihre Familie zu ernähren, braucht es neue Ideen: Biolandwirtschaft könnte eine davon sein. Aber auch sichere Milchabnehmer bringen wertvolle Zusatzeinkommen.

Der Ausblick im kleinen armenischen Bergdorf Hovk gleicht jenem auf einer Tiroler Alm: Kühe queren Schotterstraßen, die Grasnarbe ist dünn und die Steine kommen durch. Lusine Cherkizyan öffnet den Folientunnel und zeigt stolz, die Kräuter, die sie gemeinsam mit anderen Frauen angesetzt hat. "Durch den neuen Folientunnel können wir zweimal Ernten", berichtet die 38-Jährige: "Wir haben mehr Gemüse und bessern unser Haushaltseinkommen auf, indem wir Kompott oder Säfte verkaufen". Rund 15 Kooperativen im Norden Armeniens werden mit dem von der Austrian Development Agency-finanzierten und Oxfam umgesetzten Projekt unterstützt. "Ich bin dankbar, dass Geber wie Österreich auf die kleinen BäuerInnen am Land nicht vergessen", sagt Cherkizyan.

Damit die Jungen in der Region bleiben

Das Leben in Hovk ist so karg wie die Landschaft. Fernab von Jerewan bleibt den Menschen nur der eigene Grund und Boden, um das Überleben ihrer Familien zu sichern. "Viele der 300.000 KleinbäuerInnen in Armenien, sind nach dem Zerfall der UDSSR aus der Not heraus Landwirte geworden. Die Absatzmärkte aber auch das Wissen und die Maschinen fehlen", erzählt Mkrtich Ayvazyan von der armenischen Nichtregierungsorganisation SDA. Durch die die Weitergabe von Know-how in Land- und Weidewirtschaft, der medizinischen Versorgung der Tiere und durch verlässliche Abnehmer für Milch unterstützt SDA die BäuerInnen. "Damit die Jugend in der Region bleibt und nicht abwandert, braucht sie Perspektiven und genau diese versuchen wir gemeinsam mit der ADA aufzuzeigen", so Ayvazyan.

Bio-Landwirtschaft als Perspektive

Obwohl rund 46 Prozent der Bevölkerung in Armenien von Landwirtschaft leben, werde das Land nie ein großer Player in diesem Bereich werden können. Die großen sowjetischen Betriebe wurden auf Kleinstflächen aufgeteilt, die meisten liegen auf mehr als 1.000 Meter Seehöhe. "Armenien muss Nischen nutzen, um Erfolg zu haben. Biolandwirtschaft könnte eine davon sein", betont Ayvazyan. Das hat auch die Europäische Union erkannt und ein großes Programm zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft in Armenien ins Leben gerufen, das von der ADA umgesetzt wird. Mit 3,3 Millionen Euro geht es darum erste Schritte zu setzen, um den Biolandbau aufzubauen und marktfähig zu machen.

"Bewusstseinsbildung über den Mehrwert von Bio-Produkten in der Bevölkerung, die Erschließung neuer Märkte und natürlich die finanzielle Unterstützung von BäuerInnen, um auf Bioproduktion umzustellen oder diese effizient betreiben zu können, sind die wichtigsten Maßnahmen, die wir in den nächsten drei Jahren setzen", erläutert David Muckenhuber Projektleiter der Organic Agriculture Sustainable Initiative (OASI).