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Wir setzen auf Zwiebel
Endlich regnet es in Marneuli, 40 Kilometer südlich der georgischen Hauptstadt Tiflis. Die Bäuerinnen und Bauern der Kooperative Liakhvi sind erleichtert. Jetzt müssen sie die 40 Kilometer lange Bewässerungsanlage nicht mehr in Betrieb nehmen. Die Erde wird auch so feucht genug und sie können die Winterzwiebeln einsetzen. Das spart Arbeit und Geld.
Winterzwiebeln als Kassenschlager
"Drei Monate hat es letzten Sommer nicht geregnet", erzählt Bauer Mevludi Beruashvili. Doch dann war der Niederschlag da, bevor die Zwiebeln in die Erde mussten.
Beruashvili und weitere 5 GenossenschafterInnen starteten im Herbst bereits zum zweiten Mal das Projekt Winterzwiebeln. "Ich habe das Gemüse bei einem Nachbarn gesehen. Der Vorteil ist, dass wir die Zwiebeln zu einem besseren Preis verkaufen können, wenn wir sie im Frühling ernten", erklärt der alte Bauer.
"Im Vorjahr haben wir 22 Tonnen in wenigen Tagen verkauft", erinnert sich Ana Romelahvili. Sie ist als Vorsitzende der Genossenschaft für die Abrechnung zuständig. Die rund 2.000 Euro Gewinn aus dem Zwiebelverkauf haben die BäuerInnen in Setzlinge investiert. "Wir haben diesmal gleich zwei Hektar Winterzwiebeln angebaut", sagt Mevludi Beruashvili.
Unterstützung bekam die Kooperative von der Austrian Development Agency (ADA), der österreichischen Entwicklungsagentur. Mit der Georgischen Bauernvereinigung fördert die ADA Genossenschaften wie die Gemeinschaft Liakhvi mit finanziellen Zuschüssen, Informationen und Trainings.
Übers Handy gut informiert
"Wir haben eine App und ein Servicetelefon. Damit versorgen wir die Bäuerinnen und Bauern der Region mit wichtigen Informationen zum Wetter oder wir geben ihnen Anbautipps und Düngehinweise", erklärt Gvatsana Meladze von der Georgischen Bauernvereinigung. 13 Kooperativen wurden aus einem Pool von 150 ausgewählt, um den Anbau von Zwiebeln, Karotten, Erdäpfeln und die Imkerei zu unterstützen.
Neustart in der Fremde
Mevludi Beruashvili musste 2008 während des Krieges aus seiner Heimat Südossetien fliehen - wie auch die anderen Mitglieder der Genossenschaft. In Marneuli hat er neu begonnen. "Ich war in der Nähe von Gori zu Hause und hatte dort 50 Angestellte", erinnert er sich.
Dass die im eigenen Land Vertriebenen zurückkehren können, scheint unwahrscheinlich. Aber: "Der Mensch hofft immer", sagt Nani Chavchavadze, ein weiteres Mitglied der Genossenschaft Liakhvi. Gemeinsam mit Mevludi, Ana und 3 weiteren BäuerInnen hat sie vor fast 10 Jahren einen Grund in Marneuli gekauft. "Miteinander arbeitet es sich leichter. Es ist auch einfacher, um Förderungen anzusuchen", sagt Beruashvili. Und es gehe Schritt für Schritt aufwärts.
Vom Flüchtling zur ArbeitgeberIn
Für die 4-tägige Ernte der Winterzwiebeln beschäftigt die Kooperative 24 Frauen aus dem Dorf. Die BäuerInnen aus Südossetien sind also schon ArbeitgeberInnen in Marneuli. "Bestens integriert", wie Ana Romelahvili stolz betont.
Ihr 8-jähriger Sohn kennt die Heimat seiner Eltern nur aus Erzählungen. Dennoch antwortet er auf die Frage, woher er komme, mit "aus Südossetien". Denn die Hoffnung stirbt zuletzt.