Neue Ziele - und jetzt?

Nie zuvor in der Geschichte war die Welt so vernetzt wie jetzt. Armut als multidimensionales Phänomen kann nur gemeinsam bekämpft werden – aber das „WIE“ zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele muss noch ausgearbeitet werden, betont Robert Zeiner, Abteilungsleiter Programme und Projekte in der ADA.

Nie zuvor in der Geschichte waren so viele Menschen in wirtschaftliche, politische, soziale Netzwerke eingebunden, die die gesamte Welt umspannen. Durch die technologische und wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte sind wir Menschen nicht nur zahlenmäßig mehr geworden, sondern auch näher zusammengerückt. Wir wissen mehr voneinander und werden schneller darauf aufmerksam, wenn es selbst in entlegensten Gegenden zu bewaffneten Auseinandersetzungen, Naturkatastrophen oder auch menschlichen Höchstleistungen kommt. Das Wissen über Gründe und Ursachen globaler Probleme ist ebenso gewachsen wie die Erkenntnis, dass ihre Lösung auch umfassende Herangehensweisen braucht. Und – damit verbunden – die Überzeugung, dass globale Lösungen nicht nur Handlungen und Änderungen in den Entwicklungsländern, sondern auch in den industrialisierten Ländern und neu entstehenden Wirtschaftsmächten erfordern.

Globale Ziele umfassend angehen

Armut wird schon lange als multidimensionales Phänomen gesehen. Dem versucht die Agenda der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) mit ihrem umfangreichen Zielkatalog gerecht zu werden und beschreibt eine möglichst ganzheitliche und umfassende Herangehensweise zur Beseitigung der globalen Armut bis 2030. Die Beseitigung von Armut und Hunger und die Sicherstellung eines gesunden Lebens stehen ganz oben im Zielkatalog. Es folgen der Zugang zu sauberem Trinkwasser und nachhaltiger Energie und eine Reihe von Zielen zum Klima- und Umweltschutz. Lebenslange Bildungsmöglichkeiten für alle und das Erreichen gleicher Chancen für die Geschlechter ergänzen das Paket, das aus 17 Zielen und 169 Unterzielen besteht.

In der Mehrzahl der angesprochenen Zielbereiche hat die Austrian Development Agency (ADA) eine Menge einzubringen und verfügt auch über die entsprechenden Instrumente und Werkzeuge, das zu tun: Beispiele gibt es im Bereich Berufsbildung, in der Hochschulkooperation (Ziel 4), in Gestalt der ausgeprägten Schwerpunkte beim Sicherstellen von nachhaltiger Zugang zu sauberem Trinkwasser und nachhaltiger Energie (Ziele 6 und 7). Mit den Instrumenten zur Zusammenarbeit mit der Wirtschaft trifft die ADA den 8. Zielbereich, in dem die nachhaltige, inklusive, wirtschaftliche Entwicklung angesprochen wird, um volle und produktive Beschäftigung und faire, menschenwürdige Arbeitsbedingungen für alle zu erreichen.

Ungleichheit verringern

Bei den 2015 ablaufenden MDGs gab es einige bemerkenswerte Fortschritte – der Anteil der in absoluter Armut lebenden Menschen konnte seit 1990 halbiert werden. Als großes Problem wurden allerdings dabei die Ungleichheiten zwischen den Ländern und in den Ländern selbst erkannt. Im Ziel 10 der SDGs geht es deswegen explizit um die Verringerung von Ungleichheiten und es werden auch konkrete Wege dazu aufgezeigt.

Wie soll das passieren?

Entscheidend für die Umsetzung der ambitiösen Ziele wird allerdings nicht nur deren Inhalt sein, sondern die Methoden, Instrumente und Herangehensweisen für ihre Umsetzung. Für diesen Bereich des "WIE" der Zielerreichung geben die Schlussdokumente der Konferenz für Entwicklungsfinanzierung von Addis Abeba 2015 (Addis Abeba Action Agenda – AAAA) und die Erklärung zur "Globalen Partnerschaft für wirksame Entwicklungszusammenarbeit konkrete und für die Arbeit der ADA relevante Hinweise.

In Zukunft muss es im Lichte dieser Prinzipien darum gehen, vieles noch systematischer anzugehen und manches zu ergänzen.

Im Zentrum sollte dabei ein umfassendes Verständnis von Eigentümerschaft und Eigenverantwortlichkeit in der Zusammenarbeit mit unseren Partnerländern stehen. Verantwortung für den Entwicklungsweg eines Landes übernehmen ist nicht nur Aufgabe von Regierungen, sondern betrifft in gesamtheitlicher Weise politische, wirtschaftliche und soziale Akteure wie Parlamente, Zivilgesellschaft, Privatsektor, Rechnungshöfe.

Verstärkte Koordination, Zusammenarbeit und Harmonisierung auf internationaler Ebene sollten dazu beitragen, die Transaktionskosten und den Aufwand für die Partnerländer in bewältigbare Größenordnungen zu bringen. Die Globale Partnerschaft beschreibt dazu Prinzipien wie Ergebnisorientierung, Transparenz und wechselseitige Rechenschaftslegung.

Österreich kann diese Herangehensweisen durch eine noch strategischere Ausrichtung seiner Entwicklungshilfeleistungen und eine noch engere Zusammenarbeit zwischen den österreichischen Akteurinnen und Akteuren verstärken. Entwicklungszusammenarbeit ist eine gesamtgesellschaftliche und gesamtstaatliche Aufgabe.

Eine große Herausforderung bleiben Verfolg und Berichterstattung über die Umsetzung von 17 Zielen und 169 Unterzielen allein aus den SDGs.