Österreich und EU machen gemeinsame Sache

Österreichs entwicklungspolitische Expertise kann sich sehen lassen. Das weiß auch die EU. Mehr als 165 Millionen Euro hat sie der Austrian Development Agency bereits zur Umsetzung anvertraut. Umgekehrt fließen österreichische Gelder in Entwicklungsprogramme der EU. Davon haben alle etwas. Insbesondere Menschen wie Christine Lakot oder Agnes Mbambu.

Uganda: der Kampf um Land, Schulbildung und Menschenrechte

"Ich kann nicht erklären, wie ich so lange überlebt habe, ohne mir etwas anzutun", erzählt Christine Lakot. Sie ist eines von Tausenden Opfern des ugandischen Bürgerkriegs, der von Mitte der 1980er-Jahre bis 2006 wütete. Die Regierung verdächtigte damals viele unschuldige Zivilistinnen und Zivilisten, Rebellen zu verstecken.

Soldaten überfielen eines Nachts Christines Dorf. Nachdem sie ihren Ehemann getötet hatten, verprügelten sie ihre Tochter und sie. Das Baby starb. Was blieb, waren furchtbare Narben - körperlich wie psychisch. In dieser Nacht verlor Christine alles: Familie, Gesundheit und jegliche Lebensfreude.

Endlich Rückhalt

Unter ständigen Schmerzen und teilweise blind bemühte sie sich jahrelang erfolglos um Hilfe. Bis die zivilgesellschaftliche Organisation Refugee Law Project auf sie aufmerksam wurde. Diese ist auf die Behandlung der Traumata von Kriegsopfern spezialisiert. Sie bezahlte die Operation an Christines Gesicht und ermöglichte ihr psychologische Unterstützung.

Förderer von Refugee Law Project war das internationale Programm "Democratic Governance Facility", das darauf abzielte, in Uganda Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und gute Regierungsführung zu fördern. Das Programm wurde von der EU und sieben Ländern gemeinsam finanziert. Österreich hat 2,5 Millionen Euro beigetragen.

Kompetenter Partner

Die Gelder der EU, insgesamt 11 Millionen Euro, wickelte die Austrian Development Agency ab. Mittel aus dem Programm erhielt etwa die ugandische Menschenrechtskommission. Die meisten der mehr als 70 geförderten Einzelprojekte wurden aber von zivilgesellschaftlichen Organisationen umgesetzt.

Schulgeld für Agnes

So auch von der National Youth Organisation for Development (NAYODE). Sie unterstützt Mädchen in ihrem Recht auf Bildung und Selbstbestimmung. Etwa Agnes Mbambu aus Kasese im Südwesten des Landes. Die Jugendliche wollte unbedingt die Schule besuchen. Ein Wunsch, der ugandischen Mädchen oft verwehrt bleibt.

Als Agnes' Vater starb, ging der Familie das Geld aus und nur ihr älterer Bruder konnte weiter zur Schule gehen. Agnes war verzweifelt. Bis NAYODE auf den Plan trat und das Schulgeld übernahm. Heute ist die junge Frau in ihrer Gemeinde Botschafterin für die Ausbildung von Mädchen.

Palästina: Hilfe für benachteiligte Familien

Auch in Palästina ergänzen sich Österreich und die EU in manchen Unterstützungsleistungen. Dass die Situation dort kritisch ist, demonstriert Najah Jarawishs Beispiel: "Nachdem ich krank geworden war, konnte ich meine Rechnungen für Wasser und Strom nicht mehr bezahlen. Es haben sich Schulden angehäuft und ich hätte fast kein Wasser mehr bekommen", erzählt die 45-Jährige.

Soziale Sicherheit als Basis

Ähnlich wie ihr ergeht es vielen Menschen im Westjordanland und im Gazastreifen. Daher hat die EU 2008 PEGASE ins Leben gerufen. Aus dem Fördertopf fließen Mittel in einen staatlichen Sozialfonds. Die Palästinensische Behörde bestreitet mit den Geldern öffentliche Ausgaben und stellt Dienstleistungen bereit. Zum Beispiel sichert sie mittellose Familien finanziell ab.

Rund 40.000 Menschen bekamen allein im vergangenen Jahr Unterstützung. Österreich beteiligte sich 2018 mit 1,5 Millionen Euro. "Mit der Sozialhilfe konnte ich die offenen Rechnungen bezahlen. Die finanzielle Unterstützung hilft uns, das Nötigste abzudecken", erzählt Najah Jarawish.

Ziel von PEGASE ist, durch mehr soziale Sicherheit die Menschenrechte sowie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu stärken. Wichtige Pfeiler, wenn die Zwei-Staaten-Lösung irgendwann Realität werden soll.