1989 wählte Bhutan Österreich als offiziellen Entwicklungspartner aus. Grund dafür war das österreichische Fachwissen in der Energieversorgung und dem Tourismus sowie die geographischen Ähnlichkeiten zwischen der Alpenrepublik und dem Himalaya-Königreich. Gemäß dem Prinzip "Leave No One Behind" der Globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) war „Niemanden zurücklassen“ auch der Leitgedanke der bhutanisch-österreichischen Kooperation – ein Aspekt, der gerade auch im Gebirge von besonderer Bedeutung ist.

34 Jahre später, im Dezember 2023, hat Bhutan den Aufstieg von einem der ärmsten Länder der Welt zu einem Land mittleren Einkommens geschafft. Österreich hat damit seine Aufgabe erfolgreich erfüllt und zum Jahresende 2023 die offizielle Entwicklungszusammenarbeit mit der Schließung seines Büros in der Hauptstadt Thimphu beendet.

Österreich und Bhutan: eine Erfolgsgeschichte
…in der Wasserkraft: Österreich unterstützte Bhutan zum Beispiel beim Bau von vier Laufwasserkraftwerken. Der dadurch gewonnene Strom wird nicht nur für den Eigenverbrauch verwendet, sondern auch ins Nachbarland Indien verkauft. Die Einnahmen wiederum fließen in das bhutanische Gesundheitssystem und die öffentliche Schulbildung, beides ist für die Einwohner*innen Bhutans kostenlos.

Videotipp: Rivers of opportunity über den Bau der Kraftwerke

Dank der neuen Kraftwerke konnten auch 2.800 Haushalte in entlegensten Regionen des Landes an das Stromnetz angeschlossen werden. Dazu gehören auch rund 900 Haushalte im Phobjikha-Tal, das das Winterquartier der seltenen Schwarzhalskraniche ist und daher lange als nicht elektrifizierbar galt. Mit österreichischer Unterstützung konnten die Stromkabel unterirdisch verlegt werden – eine enorme Herausforderung auf rund 3000 m ü.M. und daher noch nie in Bhutan angewandt. Mit dem Strom wächst auch der Tourismus im Tal, während die Schwarzhalskraniche weiterhin ungestört fliegen und überwintern können.

Videotipp: Power to the people über die Elektrifizierung des Phobjikha-Tals

…im Tourismus: Österreichisches Fachwissen wurde auch zur Etablierung der ersten bhutanischen Tourismusfachschule herangezogen. Die Abschlussprüfungen der Schule mit angeschlossenem Schulungshotel werden gemeinsam mit der Tourismusschule Klessheim abgenommen. Bisher konnten bereits 500 Schüler*innen die Ausbildung erfolgreich abschließen, 97 Prozent von ihnen fanden in kürzester Zeit auch eine Anstellung.

Videotipp: Recipes for success über das Royal Institute of Tourism and Hospitality

…im Bereich Inklusion: Ein weiterer Fokus der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit war die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen. Um das zu erreichen, hat Österreich die barrierefreie Gestaltung von Gerichtshöfen gefördert, Schulen mit speziellem Lern-Equipment für Schüler*innen mit Sehbeeinträchtigung ausgestattet und zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für Kinder mit Behinderungen einsetzen, finanziell unterstützt.

Videotipp: Levelling the playing field über Bildungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen

Österreichische Hilfe bei der Demokratisierung
Auch auf politischer Ebene hat Bhutan in den letzten Jahrzehnten einen großen Wandel durchgemacht. Seit 2008 ist das Königreich eine konstitutionelle Monarchie, bis dahin regierte der König absolutistisch. Dazu wurde die erste Verfassung verabschiedet, die Gewaltenteilung, die Trennung von Staat und Religion sowie Grund- und Freiheitsrechte garantiert.

Österreich unterstützte den Demokratisierungsprozess seit 2009 im Bereich gute Regierungsführung, unter anderem mit der Finanzierung der Ausbildung von Richter*innen und dem Bau von sechs Bezirksgerichtshöfen oder dem Aufbau des ersten forensischen Labors in Bhutan.

Videotipp: Together for justice über den österreichischen Beitrag zur Demokratisierung

Die Partnerschaft Österreich-Bhutan verändert sich – aber bleibt bestehen
Auch nach dem Ende der offiziellen Entwicklungszusammenarbeit wird Österreich weiterhin ein verlässlicher Partner für Bhutan sein. Auf staatlicher Ebene beginnt dies mit dem österreichischen Honorarkonsulat, das 2023 in Thimphu eröffnet wurde. Österreich setzt sich auch dafür ein, dass die Europäische Union ihre Entwicklungszusammenarbeit mit Bhutan fortsetzt.

Auf institutioneller Ebene bleiben ebenfalls Partnerschaften bestehen, wie die Kooperation der Tourismusschule Klessheim mit dem Royal Institute for Tourism and Hospitality oder der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und der Jigme Singye Wangchuck School of Law. Neue Partnerschaften vertiefen die Verbindung beider Länder weiter: so kooperiert die Universität Innsbruck mit dem Jigme Namgyel Engineering College der Königlichen Universität von Bhutan, um vermehrt nachhaltige Gebäude aus Holz in Bhutan zu bauen.

In der Privatwirtschaft möchte Bhutan die Zusammenarbeit ebenfalls weiter ausbauen, vor allem in den Bereichen erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft und Tourismus. 

Das Kapitel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit mit Bhutan ist zwar geschlossen, aber die engen Beziehungen zwischen beiden Ländern, auf institutioneller, wirtschaftlicher und menschlicher Ebene, bleiben weiter bestehen. 

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