07.12.2018, 11:10

Wien, 7. Dezember 2018 - Über 200 Millionen Frauen und Mädchen weltweit, die mit den Folgen weiblicher Genitalverstümmelung leben müssen. 15 Millionen Mädchen, die zumindest einmal in ihrem Leben zu sexuellen Handlungen gezwungen werden. 650 Millionen Frauen, die vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wurden. Die Zahlen erschüttern. Und sie demonstrieren den enormen Handlungsbedarf, um Geschlechtergleichstellung und ein Ende der Diskriminierung von Frauen und Mädchen zu erreichen.

Aufzeigen, Mut machen: #HearMeToo

Jedes Jahr rufen die Vereinten Nationen zwischen dem 25. November und dem 10. Dezember dazu auf, Aufmerksamkeit für das Thema Gewalt gegen Frauen zu schaffen. Die Aktionen während der 16 Tage zwischen dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und dem Internationalen Tag der Menschenrechte rütteln auf: Gewalt gegen Frauen ist die am weitesten verbreitete Menschenrechtsverletzung weltweit. Jede dritte Frau wurde mindestens einmal in ihrem Leben geschlagen, zu sexuellen Handlungen gezwungen oder auf andere Weise missbraucht. Auch die Austrian Development Agency (ADA) beteiligt sich an der globalen Kampagne unter dem Leitsatz #HearMeToo. Denn "es ist höchste Zeit, all das zu ändern", sagt ADA-Geschäftsführer Martin Ledolter, und er betont weiter: "Frauenrechte gehen uns alle an! Die Austrian Development Agency setzt sich dafür ein, dass Geschlechtergleichstellung und die Stärkung von Mädchen und Frauen Realität werden - in jedem Land, in jedem Haushalt, in jeder Familie dieser Welt. Nur so können wir gemeinsam für bessere Lebensbedingungen weltweit sorgen."

Kampf gegen genderbasierte Gewalt: Österreich kämpft mit

Katrin Fischer, Fachreferentin für Gender und Entwicklung in der Austrian Development Agency, bringt das Engagement der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im Kampf gegen Gewalt an Frauen auf den Punkt: "Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und die explizite Stärkung von Frauen und Mädchen sind grundlegend für Armutsminderung, Wirtschaftswachstum und soziale Entwicklung. Unsere Projekte und Programme sind deshalb so ausgerichtet, dass sie einen Beitrag zu Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen leisten. Davon profitieren letzten Endes wir alle." Mit insgesamt 56 Millionen Euro fördert die ADA aktuell Initiativen, die sich für Frauenförderung und ein Ende sexueller und geschlechterbasierter Gewalt einsetzen.

Soziale Normen als Hindernis für Gleichberechtigung

Häufig sind es diskriminierende gesellschaftliche und kulturelle Normen, die das Leben von Frauen und Mädchen einschränken: Die Arbeitsaufteilung im Haushalt, die Bevorzugung von Söhnen, der mangelnde Zugang zu Ressourcen, Arbeit und Vermögen sowie eingeschränkte Freiheitsrechte und letztendlich Gewalt. Diese aufzubrechen ist der Schlüssel zum Erfolg - und gleichzeitig eine große Herausforderung. Denn Bewusstseinswandel und die Transformation tief verankerter sozialer Praktiken brauchen Zeit. Und sie funktionieren nur, wenn Männer und Buben aktiv daran teilhaben.

Messbare Ungleichheit: Der "Social Institutions and Gender Index"

Ungleichheit ist messbar - das legt der Social Institutions and Gender Index der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) offen. Anhand von Zahlen zeigt der Index die Diskriminierung von Frauen und Mädchen auf. Die Daten helfen, Geschlechtergleichstellung und damit nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Der Index, kurz "SIGI" genannt, filtert die Ursachen geschlechterbasierter Diskriminierung heraus und dokumentiert, wo gesellschaftlicher Wandel passieren muss. Und das nicht nur in Gesetzen, sondern auch in gelebten Praktiken und Haltungen. Denn oft besteht eine Lücke zwischen rechtlichen Voraussetzungen und tatsächlichen Lebenssituationen. Die ersten länderspezifischen Ergebnisse liegen für Uganda und Burkina Faso - beides Schwerpunktländer der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit - bereits vor. Förderungen der ADA in Höhe von insgesamt 1,27 Millionen Euro haben das ermöglicht.

Der Index wurde 2009 eingeführt und 2012 sowie 2014 aktualisiert. Heute stellen das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) im Rahmen des österreichischen EU-Ratsvorsitzes, die Austrian Development Agency und die OECD in Brüssel den globalen SIGI Index für 2019 vor. Die Datenerhebung wurde mit weiteren 125.000 Euro von der ADA gefördert. Die neuen Zahlen zeigen erreichte Erfolge und aktuelle Herausforderungen im globalen Kampf für die Rechte von Frauen und Mädchen auf. Fortschritte sind definitiv zu verzeichnen. Seit 2014 haben beispielsweise 15 Länder häusliche Gewalt per Gesetz verboten und weitere 15 Länder ihre gesetzlichen Rahmenbedingungen verschärft, um die zu frühe Verheiratung von Mädchen zu unterbinden. Dennoch bleibt noch viel zu tun. Politische Reformen führen oft keinen tatsächlichen gesellschaftlichen Wandel herbei. Die ADA wird sich weiterhin dafür einsetzen, dies zu ändern.

Die Austrian Development Agency (ADA)

Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa sowie die Karibik bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen setzt die ADA derzeit Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro um.

Rückfragehinweis:

Austrian Development Agency,
die Agentur der Österreichischen
Entwicklungszusammenarbeit
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 (0)1 90399-2414
katharina.schreiber@ada.gv.at